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Muss es immer eine Ausschabung geben?
Muss es nach einer Fehlgeburt wirklich immer eine Ausschabung geben?

                        - in der frühen Schwangerschaft hat eine Frau die Wahl!


Liebe Frauen, zu dieser Frage gibt es eine lange Geschichte,
einen kleinen Teil davon möchte ich hier niederschreiben.

Es war in Deutschland lange üblich, Frauen, deren Kinder in der frühen
Schwangerschaft wieder von ihnen gingen, anschließend zu kürettieren.
Dabei wurde die Gebärmutter von innen ausgeschabt,
was viele dann landläufig „Ausschabung“ nannten.

Besonders in den Hochzeiten der Ausschabung, also in den 70ern, nachdem die Frauenbewegung endlich den § 218 hatte lockern können, gab es zahlreiche Komplikationen und die Berichte über sie gingen von Frau zu Frau.


Die Medizin reagierte, es folgte eine Zeit der „Absaugung“, die weniger Gefahren Für die Mutter bedeutete.

Doch hier gab es das Problem, dass nicht immer alles abgesaugt werden konnte, so dass Teile der Gebärmutterschleimhaut weiter „wucherten“, und den Frauen wiederum unangenehme Komplikationen bereitete.


Wieder änderte man die Strategie und kehrte zur Ausschabung zurück.
Man hatte jedoch die Komplikationen vergangener Zeiten noch gut im Gedächtnis, und war bemüht, diese zu mindern, in dem man möglichst früh handeln wollte.
Das führte dazu, dass um 1999 herum wir einige Meldungen von Müttern erhielten, die ihre Überweisung zur Ausschabung bereits in den Händen hielten, sich kurze Zeit später jedoch heraus stellte, dass das Baby ja doch noch lebt.
(Bekommt jetzt bitte keine Angst, dieses ist Vergangenheit!)

Wir waren beunruhigt, doch konnten wir unmöglich dies in unseren Foren veröffentlichen. Zu dieser Zeit steckten wir noch viel mehr in der Trauerarbeit der Mütter, als heutzutage, so dass wir ohnehin den Müttern rieten:


Bitte nicht gleich handeln, nehmt euch eine Woche Zeit oder länger,
denn ihr benötigt sie dringend für Eure Trauerverarbeitung.
Verbringt diese Zeit ganz nah mit Euren Kindern,
und nehmt Abschied- in Ruhe.


Dieser Empfehlung fügten wir nun noch eine weitere hinzu:
Nach ein oder zwei Wochen sucht bitte einen zweiten unabhängigen Arzt auf nd lasst noch ein weiteres Mal schallen.


Und dann stand es in den Foren, denn die betroffenen Frauen berichteten selbst. Es waren nicht viele Fälle, also versteht dies bitte nicht falsch.
Doch sie berührten uns alle sehr. Auf ein Posting, welches da vielleicht den Titel trug:  „Das Kind ist nicht mehr zu sehen“ folgte wenige Tage später ein weiteres Posting mit einem gänzlich anderen Tenor „Anderer Arzt konnte Herzchen im Ultraschall finden!“.

Ganz wichtig hier als Anmerkung: Es ging uns nicht darum, zu schauen, ob das Baby nicht doch lebt. das waren wirkliche Ausnahmen. Doch ging es uns darum, dass den Müttern viel Zeit und Ruhe gegeben wird, um die Situation erst einmal richtig zu begreifen und- das Wichstigeste- eine eigene Entscheidung zu treffen, wie auch immer diese aussehen mag.


Uns war, als hätten wir mit diesem Rat, doch noch eine Woche abzuwarten,
und dem Slogan: „Je früher die Schwangerschaft, desto größer die Wunder“
ein Trapeznetz für unsere Frauen eingerichtet- und es funktionierte.
Wir konnten wieder aufatmen.

Anfang 2000 geriet in England und Deutschland das Embryonenschutzgesetz
in eine enorme Krise. Die Medien wurden aufmerksam. (Näheres erspare ich euch hier)  Und es kam wieder eine sehr wünschenswerte Sorgfalt in die Betreuung der Mütter, die sich bis heute hält.


Doch in den Herzen der Frauen hatte sich durch die vielen Aufs- und Abs keine
so rechte Tradition einstellen wollen. Sie waren nach wie vor verunsichert.
Auch fragten sich viele, weshalb unsere Nachbarländer die Frauen nicht kürettierten.

Sie bekommen für einen Schwangerschaftsabbruch, ganz unabhängig davon,
wie dieser indiziert ist, ein Vaginalzäpfchen in einer Tagesklinik,
dort verweilen sie, bis Sich Krämpfe einstellten, dann dürfen sie nach Hause.


In Anbetracht auch nur einer einzigen hypothetischen Komplikation, war nicht
zu verstehen, weshalb den deutschen Frauen ein solcher Weg nicht ermöglicht wurde. Denn der Hersteller dieser „Abtreibungszäpfchen“ ist ein deutscher Pharmakonzern.


Die Idee, dass die Frauen unserer Nachbarländer nicht ausgeschabt werden mussten, und dieses Zäpfchen ja eigentlich nichts weiter tat, als einen ganz natürlichen Prozess in uns in Gang zu setzen, ließ sich viele Frauen mit der Frage beschäftigen, weshalb man denn nicht auch bei uns einfach den Körper
sein intelligentes Werk selbst machen ließe.



Sie dachten darüber nach, dass Frauen seit Menschengedenken Fehlgeburten hatten, man konnte ja fast sagen, dass ein solcher Verlust in die ganz natürliche Erfahrungswelt einer Frau gehörte. Und sie diskutierten dies hier in den Foren.


Sollte man die Ausschabung als den Erfolg des Medizinfortschrittes zählen,
den wir als Komfort betrachten sollten?

Warum dann genossen aber französische und niederländische Frauen
einen gänzlich anderen diesbezüglichen „Komfort“?

Ausgerechnet Holland hatte doch eine viel längere Erfahrung mit dem Schwangerschaftsabbruch.  Vielleicht erinnert Ihr euch, oder Eure Mütter erzählten davon:

In Holland war die Abtreibung schon viel früher erlaubt als in Deutschland,
so dass die deutschen Frauen nicht länger heimlich zu den unzähligen Engelmachern“ gingen und stattdessen eine Klinik in Holland aufsuchten.


Um 2000 herum, als wir hier noch über die Vor-und Nachteile von Absaugung und Ausschabung diskutierten, hatten die niederländischen Ärzte dieses Verfahren längst aufgegeben. In Deutschland aber sind sie bis heute das Mittel der Wahl.

Dorthin entwickeln wir uns immer weiter: Inzwischen gibt es Kliniken, die sich
Darauf spezialisiert haben, die unerwünschten Folgen und Komplikationen einer
Ausschabung zu behandeln, insbesondere für Gebärmutterschleimhäute,
die anschließend einfach nicht mehr vollflächig wachsen.


Dann schrieb die erste Frau ins Forum: „Ich möchte das nicht“. Und wir erlebten hier gemeinsam die erste Frau, die einen vollkommen neuen Weg ging. Sie wollte ihr Baby auf natürliche Weise gehen lassen. Sie schrieb täglich hier ins Forum, über ihre Fortschritte, ihr Niederlagen, vor allem aber über ihre Gefühle in dieser Zeit. Und tausende von Frauen fühlten mit ihr!


Einfach war das nicht.
Es war nicht unbedingt ratsam, einfach „nichts“ zu tun. Wir wollten die Vorzüge unserer Medizin sehr wohl in Anspruch nehmen, nur die Ausschabung wollten wir nicht.

Diese erste Frau, die wir hier erlebten, war Martina.Und Martina machte sich auf, um einen Arzt zu finden, der sie bei diesem „natürlichen Gehenlassen“ betreuen sollte. Das war ein langer Weg!


Parallel dazu, begannen andere Frauen aus den Foren hier, mit ihren eigenen Gynäkologen über diese Thematik zu sprechen. Und der Tenor war: Die Ärzte hatten keinerlei Erfahrung damit, und konnten einem solchen Anliegen deshalb natürlich auch nicht zustimmen. Sie konnten es verständlicherweise nicht verantworten. Denn ein Arzt, der sich gegen geltende medizinische Routine verhält, handelt grob fahrlässig.


Für die ersten Tage also war Martina vollkommen auf sich selbst gestellt, in ihrem Vorhaben gestärkt einzig durch das Daumenhalten vieler Frauen hier in den Foren.


Doch dann schrieb eine erste Frau, sie hätte eine Gynäkologin getroffen, die längst pensioniert war. Diese Gynäkologin hatte aus den Anfängen ihrer Karriere Erfahrungen mit dem natürlichen Erleben einer Fehlgeburt, und hielt diese für das geringere Risiko im Vergleich zu den Risiken einer Ausschabung.

Das machte uns Mut. Da kam Bewegung in die Foren.
Viele Frauen wechselten zu älteren Gynäkologen, die anscheinend
noch anders ausgebildet waren, und einen enormen Erfahrungsschatz hatten.


Martina machte es anders: Sie ging immer wieder zu ihrem Gynäkologen und weigerte sich weiterhin, eine Ausschabung vornehmen zu lassen. Dem armen Mann blieb nichts weiter übrig, als dann irgendwann klein bei zu geben.

Er musste sich vielleicht entscheiden, was denn nun fahrlässiger wäre : NICHT auszuschaben, oder eine Frau, die sich weigert, einfach sich selbst zu überlassen. Er begleitete also diese Fehlgeburt.

Und er hatte einen schweren Start, denn Martinas Baby ließ sich ganze sechs
Wochen Zeit, sich zu verabschieden. Diese sechs Wochen war dieses Kind unser Tagesthema in den Foren, das war, als hätten wir alle eine Live-Schaltung, wir erlebten dies hautnah mit.

Noch während dieser sechs Wochen gab es eine weitere Frau, die für sich
keine Ausschabung wollte, und auch mit ihr teilten wir diese spannende Zeit.

Es ist bis heute so, dass es in den Foren immer wieder „Trends“ gibt.
Das sind mal medizinische Trends, ein andermal sind es emotionale Trends.


Um 2000 herum also gab es diesen Trend, es waren viele Frauen in den Foren,
die sich selbst entschieden. Und DAS war ja eigentlich das Schöne daran, dass
die Frauen wieder eine Entscheidung fällen konnten, von ihrem Mitspracherecht
Gebrauch machten.


Der Trend hielt nicht lange an, denn sehr bald war es kein „Kampf“ mehr für Frauen, eine Ausschabung nicht durchführen zu lassen.

Die Ärzte haben sich sehr schnell darauf eingestellt und inzwischen auch schon
einige Erfahrungen damit gesammelt. Diese Erfahrungen zusammen genommen
mit den Erfahrungen der Ärzte in unseren Nachbarländern dürfte ausreichen,
dass eine Frau heutzutage davon ausgehen kann, auch bei Verzicht auf eine
Ausschabung gut und kompetent von ihrem Gynäkologen dabei betreut zu werden.


Und dies ist der Stand von Heute!

Heute hat eine jede Frau die Möglichkeit, selbst zu entscheiden.
Heute geht es nicht mehr darum, zu schauen, was „ nach aussen hin“ möglich ist. Heute kann und soll eine Frau nach „innen“ schauen, und eine solche
Entscheidung aus ihrem Herzen heraus treffen.

Wie auch immer sie sich entscheidet, sie erhält eine medizinische Betreuung, die sich an dieser Entscheidung orientiert.


Geblieben sind unsere „guten alten“ Ratschläge:

Dies sind unsere Empfehlungen im Falle einer erfolgten oder drohenden Fehlgeburt:

Auf keinen Fall im Schock der Diagnose handeln!
Auf keinen Fall, „diese schmerzliche Angelegenheit“ hinter sich bringen wollen.
Auf keinen Fall Kopf-runter-und-durch.


Auf jeden Fall habt Ihr Zeit!

Es entsteht KEIN Leichengift durch einen Embryo.
Dies ist eine Vorstellung, von der ich nicht verstehe, wie sie immer
wieder in die Köpfe der Frauen gerät.
Solltet ihr also derlei oder ähnliche Gedanken hegen, wisset: Sie sind falsch.

Ihr habt also Zeit, von eurem Baby Abschied zu nehmen.
Ihr habt Zeit, diese schmerzliche Situation in Eure Erfahrungswelt zu integrieren.
Nehmt eine Auszeit und zelebriert diesen Abschied.
Handelt in dieser Zeit ganz aus Euren Gefühlen heraus.

Manch einer Frau mag es gut tun, einen Brief an ihr Kind zu schreiben.
Andere machen sich ein kleines Kistchen, tun den positiven Schwangerschaftstest und das erste Ultraschallbildchen hinein. Bitte bedenkt, dass die älteren US-Bildchen auf Thermopapier gedruckt sind, die mit der Zeit verblassen. Man kann sie Kopieren oder digital speichern, um sie zu erhalten.

Wieder andere Frauen müssen den nicht herauskommenden "Heulkrampf"
provozieren, ihnen mag ein Glas Wein und eine Lieblingsmusik auf voller
Lautstärke via Kopfhörer helfen.

Einige Frauen schrieben uns, dass sie ihre Babys zum Friedhof brachten,
um sie den Grabstellen von anderen Familienangehörigen beizulegen.
Andere vergruben sie im Garten oder einem Park und pflanzten ein
kleines Bäumchen darauf.

Hier gibt es viele Ideen.
Ihr habt genügend Zeit, um eigene Ideen zu haben.

Es gibt auch natürliche Fehlgeburten, bei denen es nicht zu einer Ausstoßung kommt.
Diese Babys scheinen sich mit der Zeit einfach aufzulösen.
Dann gibt es kein „Grab“ in diesem Sinne.
Was hier bleibt, ist die Erinnerung,
und das Wissen: Ein Kind hat mich beehrt!

Schon hier wird klar, wie wichtig es ist, sich dabei vom Gynäkologen
betreuen zu lassen. Es muss Sorge getragen werden, dass die Gebärmutter
hinterher wieder vollkommen gesund ist. Da sie weniger verletzt ist, als nach einer Ausschabung ist dies ein zügiger Heilprozess.

Unsere Erfahrung ist hier klipp und klar, dass sich der Körper nach einer natürlichen Fehlgeburt ohne Ausschabung schneller wieder erholt, als wenn man in diese Prozesse eingreift. Der Hormonhaushalt bleibt balanciert, der Zyklus stellt sich schneller wieder ein. Eine erneute Schwangerschaft eher wieder möglich.

Entscheidet ihr euch für eine Ausschabung, dann sollte auch diese nicht
Zu früh erfolgen.

Es scheint so zu sein, dass ein medizinisches Eingreifen, ein zu frühes Ingangsetzen der Ausstoßung den Körper manchmal sehr irritieren kann. Handelt man zu früh, dann ist der Körper noch voll aufs Schwanger sein eingerichtet und mitten in diese Absicht hinein wird diese Schwangerschaft durch äußere Maßnahmen beendet. Dadurch ist er oft irritiert,
es ist dann, als begriffe er gar nicht, was gerade geschehen ist.
Er ist – und dieses ist nur ein Bild dazu- als würde er steckenbleiben in seiner Absicht, das Baby bis zur Geburt zu begleiten.

Er KANN dann nicht gleichzeitig wieder ein neues Kind empfangen.


Es ist also wichtig, dass zuerst der Körper „bemerkt“  dass diese Schwangerschaft nicht weiter fortgesetzt werden kann und seine eigenen Maßnahmen in Gang setzt. Hat der Körper verstanden und begonnen, selbst zu Handeln, dann irritiert ihn auch eine Ausschabung ihn längst nicht so.

In beiden Fällen, also sowohl bei einer natürlich beendeten Schwangerschaft - der "kleinen Geburt"- wie auch bei der medizinisch beendeten Schwangerschaft wird immer wieder vergessen, eine Zeit der Nachsorge, der Rekonvaleszenz zu haben.

Man kann nicht zwei Tage nach einem Verlust wieder am Arbeitsplatz erscheinen!

Nehmt euch auch hier etwas Zeit, nehmt Euch ein paar Austage und kümmert Euch. Gute Gespräche mit dem Partner und einer lieben Freundin sollten in einem guten Verhältnis zu Stille und Rückzug stehen.

Achtet gut darauf, dass Ihr euren Partner mit einbezieht. Es geschieht nur zu leicht, dass wir uns emotional zurück ziehen, und unsere wunderbaren Lancelots dabei draußen vor der Tür lassen. Tut das nicht!

Sollten die Tränen fließen, dann greift Euch seinen Arm, legt ihn um Euch herum.
Erklärt ihm, dass er nun nicht losziehen muss, um Genevra zu retten.
Er möge euch einfach nur halten, diese Tränen seien gesund, denn sie initiieren die Heilung der Gefühle.

Holt Euren Partner ganz dicht an Euch heran.


In den Wochen nach einer Fehlgeburt stellt Ihr bitte sicher, dass ihr das Vertrauen in Euren Körper schützt und stärkt.

Er ist ein Meister der natürlichen Intelligenz, er selbst weiß am besten,
was ihm gut tut, wann er wieder menstruiert, und auch, wann er wieder empfangen möchte.

Darauf verlasst Euch!


Birgit Zart
Okt 2008

 

Für alle, die sich gerne ausführlicher mit der Thematik beschäftigen möchten, hier der Link einer privaten Homepage, die durch von sehr engagierten Frau veröffentlicht wurde:

http://de.geocities.com/fruehe_verluste/Aufklaerung17-2.htm

Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der Autorin Birgit Zart, HP , www.kinderwunschhilfe.de , veröffentlicht.

  
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